In Aschaffenburg protestiert die katholische Kirchengemeinde Maria Geburt kreativ gegen den Missbrauchsskandal: Statt der sonntäglichen Eucharistiefeier traf sie sich zu einem alternativen Gottesdienst.

Wir verlinken hier 2 Beiträge vom Domradio und dem Bayerischen Rundfunk.

https://www.domradio.de/audio/ein-interview-mit-markus-krauth-pfarrer-der-gemeinde-maria-geburt-aschaffenburg

https://www.br.de/nachrichten/bayern/statt-gottesdienst-gemeinde-in-aschaffenburg-beschaeftigt-sich-mit-missbrauch,Sw0Z61U

Die Gemeinde schrieb dazu auch einen offenen Brief an den Würzburger Bischof Jung, den wir nachfolgend abdrucken:

Offener Brief an Bischof Dr. Franz Jung

Auslöser dieses Briefes ist das Gutachten „Sexueller Missbrauch durch Kleriker im Bistum München vom 20.1.2022.“
Was uns als Gemeinde dieser Kirche schockiert, ist nicht nur das unsägliche Leid, das so viele Menschen durch Priester, Bischöfe und Generalvikare erfahren mussten. Was uns besonders erschüttert, ist der Verrat an Opfern, am Evangelium und eigener Verantwortung. 
Johannes Norpoth formuliert das so:
„Der wirkliche Skandal besteht darin, dass – nach 12-jährigen Diskussionen um Missbrauch und seine Prävention – transparent wird, dass Verantwortungsträger bis heute nicht begriffen haben, was sexualisierte Gewalt bei den Opfern und deren Angehörigen anrichtet, aber auch, was diese Krise für den Fortbestand der Kirche in dieser Zeit bedeutet. Es steht vordergründig immer noch der unbedingte Schutz der Organisation im Fokus. Fehler sind maximal bedauerliche Unzulänglichkeiten des Systems, aber nie Ausdruck persönlicher Verantwortung.“

Besonders erschreckend ist ebenfalls die Aussage der Gutachterin Dr. Westpfahl auf die Frage, ob diese in der Zeit vom ersten zum zweiten Gutachten, also von 2010 bis 2021, eine veränderte Haltung bei wenigstens einem Beteiligten auf Seiten der Bistumsverantwortlichen wahrgenommen hätte. Die Antwort lautete: Nein!
Alle Gutachter sind sich darin einig, dass das, was hier geäußert wird, für alle Bistümer Deutschlands gilt. Um diesem Mangel an Einsicht und Handeln zu begegnen, haben wir uns entschlossen das unerträgliche „Weiter so!“ wenigstens punktuell zu unterbrechen.

Wir werden die nächsten drei Sonntage bis 13.2.22 auf die Feier des Gottesdienstes verzichten. Denn der 12-jährige Skandal ist ein Verrat am Wort GOTTES und der auf IHN verweisenden Sakramente.
Wir werden uns an diesen Sonntagen um 10 Uhr aus Solidarität mit den sexuell missbrauchten Menschen in der Kirche Maria Geburt versammeln. Melden: https://bistumwuerzburg.viadesk.com/do/eventreadpublic?id=5120941-6576656e74
                                                                  HÖREN – SCHWEIGEN – SPENDEN
Wir hören literarische Erzählungen von Betroffenen, lesen aus dem Gutachten, schweigen in der Gegenwart GOTTES. Hinzu kommt der Aufruf, Geld für den Betroffenenbeirat der deutschen Bischofskonferenz zugunsten Betroffener zu spenden.
Wir appellieren dringend an die Bischöfe, 

•  die kostspieligen Gutachten über Verstorbene zu beenden, das Geld Betroffenen zukommen zu lassen und die Aufarbeitung außerkirchlichen Stellen zu übergeben.
•   die Kirche der Angst zu beenden, indem Bischöfe und Generalvikare sofort ihren queeren Mitarbeitern zusichern, keine Kündigungen wegen ihrer Sexualität zu erhalten. Denn sie alle leiden an der Kirche der Angst, die ihr Arbeitsrecht über die Menschenrechte stellt, was mit den Kernaussagen der biblischen Botschaft nicht vereinbar ist.

Christine Brumhard            Joachim Klein            Albert Loy              Markus Krauth
             alle Vorstand – GemeindeGremium Maria Geburt – Aschaffenburg                      25.01.2022