Für das Wochenende 30. September bis 2. Oktober war ein Besuch des Schweizer Kardinals Kurt Koch in Schwäbisch Gmünd geplant. Auf Einladung des Schönblicks und des Vereins Fundatio Christiana Virtus sollte der Kardinal u.a. einen Vortrag auf dem Schönblick und ein Pontifikalamt im Heilig-Kreuz-Münster halten und sich auch ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Wenige Tage zuvor hatte er mit einem NS-Vergleich im Zusammenhang mit dem katholischen Reformprozess Synodaler Weg harsche Kritik auf sich gezogen. (Nach Nazi-Vergleich: Kardinal Koch sagt alle Deutschland-Termine ab - katholisch.de).

Nach der scharfen Kritik (u.a. auch des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing) und der Ausladung der Stadt Schwäbisch Gmünd hatte der Kardinal schließlich seinen Besuch im Ostalbkreis kurzfristig abgesagt.

Unsere Gruppe hatte ebenso kurzfristig eine Demo vor dem Münster organisiert, weil wir derartige Aussagen und die dahinter stehenden reaktionären Ansichten nicht unwidersprochen stehen lassen können. Nachdem diese Demo schon vor der Absage des Kardinals in der Presse angekündigt worden war, ließen wir es uns nicht nehmen, den Protest trotzdem nach dem Gottesdienst zum Ausdruck zu bringen.

ProtestKardinalKoch

Wir freuen uns, dass unsere Aktion in der Lokalpresse ausführlich gewürdigt wurde und dass wir auch durch verschiedene Leserbriefe und Interviews unseren Widerspruch gegen die unhaltbaren Aussagen des Kardinals zum Ausdruck bringen konnten.

 

Bericht auf der Schweizer Plattform www.kath.ch

 

Leserbriefe von Mitgliedern unserer Gruppe in der Lokalpresse:

 

Stadt Gmünd hat gut reagiert

Zum abgesagten Eintrag in das „Goldene Buch“ der Stadt Schwäbisch Gmünd von Kardinal Koch:

Der schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hatte am Wochenende einen Aufenthalt in Schwäbisch Gmünd geplant und hätte sich am vergangenen Samstag in das „Goldene Buch“ der Stadt eingetragen. Es kommt sicher nicht alle Jahre vor, dass ein solcher Termin von der Stadt kurzfristig abgesagt wird. Koch hatte jedoch in der vergangenen Woche in einem Zeitungsinterview die Reformbewegung des Synodalen Weg der Kath. Kirche in Deutschland mit kirchlichen Irrwegen in der Zeit des Nationalsozialismus verglichen und damit Empörung und Protest ausgelöst. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete Kochs Vergleich zu Recht als "völlig inakzeptable Entgleisung". Es verdient höchsten Respekt, dass die Verantwortlichen der Stadtverwaltung unverzüglich die Reissleine gezogen und den Termin abgesagt haben. Chapeau! … und das noch in „Schwäbisch Nazareth“! Eine ebensolche Reaktion hätte ich auch von den Kirchen und kirchlichen Einrichtungen erwartet, in denen der Kardinal eingeladen war. Die Klärung blieb diesen erspart, weil Kardinal Koch alle seine Termine im Ostalbkreis dann ebenso kurzfristig abgesagt hat. Bedauerlicherweise ist Kardinal Koch ein hochrangiger Funktionär in der römischen Kurie. Wenn der Vatikan in seinem Stall solchen Scharfmachern den roten Teppich ausrollt, braucht sich niemand mehr zu wundern, wenn die Schäfchen das Weite suchen…

Lothar Lieb, Schwäbisch Gmünd
Mitglied der Reformgruppe Maria2.0, Schwäbisch Gmünd

 

Einfach nur skandalös

Zu den Aussagen und dem Vorfall von und mit Kardinal Koch:

Der (im Nachgang feige abgestrittene, aber belegbare) Vergleich Kardinal Kochs zwischen den Reformanstrengungen der deutschen Bischöfe und Laien mit dem Treiben der „Deutschen Christen“ im „Dritten Reich“ ist skandalös. Er offenbart, dass alle anderen Argumente ausgegangen sind. So die deutsche Kirche zu diffamieren, das gab es lange nicht! Ebenso skandalös, aber weniger medientauglich: Wie Koch im Interview mit dem Begriff „Wahrheit“ operiert. Feudalismus pur!

Der „Synodale Weg“ übt dagegen Diskurs und Transparenz, gegen Angst, Denunziation und Vertuschung, legt Fundamente für Glauben und Verkündigung hier und heute, plädiert für Einheit in Vielfalt mit Mut, Unsicherheit und Widersprüche auszuhalten. Glauben und Zweifel gehören (bereits in der Bibel) zusammen. Subsidiarität und Diversität in Einheit sind weltweit lange erprobt!

Ich bin sicher, dass dies auch der katholischen Kirche gelingen wird, wenn Macht geteilt und die vielfach segensreich arbeitenden Ortskirchen als mündig wertgeschätzt werden. Statt eines ultrakonservativen Kardinals, der sich selbst disqualifiziert hat, empfehle ich den Veranstaltern Johanna Rahner oder Irme Stetter-Karp. Das böte Anregungen zum „Glauben heute“ und wäre den weltoffenen und emanzipierten Gmünderinnen und Gmündern angemessen!

Klaus Stemmler, Schwäbisch Gmünd