Maria 2.0 gestaltete einen Gottesdienst mit politischer Note
Am 25. November war nicht nur der Vorabend des Christkönigssonntags, sondern auch der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und so konnte Dekan Robert Kloker am Samstagabend zum Gottesdienst in St. Franziskus eine große Zahl engagierter Menschen begrüßen.
Elke Heer, Gmünds Beauftragte für Chancengleichheit sprach in der Begrüßung die Hoffnung aus, dass – angesichts der der Allgegenwärtigkeit der Gewalt gegen Frauen, die Menschen offen sein mögen für die vielen Dimensionen geschlechtsspezifischer Gewalt in Familie, Gesellschaft, Kirche, Wirtschaft und Politik.
Die Lesung aus Matthäus 25 bot mit „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ einen perfekten inhaltlichen Einstieg und Dr. Iris Mandl-Schmidt konnte daran in der Predigt kongenial anknüpfen. Diese nahm die Erinnerung an das Tätigsein und die aktive soziale Arbeit auf und lud ein zur Frage, was die heutigen Nöte wären und wie die Menschen heute tätig werden können. Angesichts des Internationalen Tags gegen Frauen sei das „den Frauen, die Opfer von Gewalt werden, zu helfen versuchen“. Sie führte weiter aus: „Matthäus würde heute vielleicht Jesus sagen lassen: was ihr den verfolgten und gequälten Frauen und Kindern getan habt, habt ihr mir getan. Wäre Jesus unser Zeitgenosse, würde er sich auf diese Not einlassen, wie er sich immer auf die konkreten Nöte eingelassen hat. Er würde sich dafür interessieren, welche Verzweiflung, Angst und Schmerzen Frauen erleiden, die von ihren Männern bedroht und gequält werden. Wäre Jesus Zeitgenosse, schriebe Matthäus über Jesus, wie er den Verein „Frauen helfen Frauen“ in Schwäbisch Gmünd besucht und die Helferinnen ermutigt weiterzumachen. Notleidende Frauen bekommen nämlich dort immer ein offenes Ohr und konkrete schnelle Hilfe.
Jesus, der Tiefgründige würde aber auch weiterüberlegen, wie kann es dazu kommen, dass manche Männer Frauen und Kinder, die sie eigentlich lieben, misshandeln? Was liegt dieser Aggression zugrunde? Welcher Abgrund von Frustration, Einsamkeit, Überforderung, Anspannung, Stress hat sich zuvor aufgetan? Welche patriarchale Kultur verführt Männer zum Machtmissbrauch? Vielleicht würde der ethisch kreative Jesus nun anregen, dass Männer einen Verein „Männer helfen Männern“ gründen, um Tätern zu helfen, Aggressionen vorzubeugen und abzubauen. Einen Verein „Männer helfen Männern“ auch um patriarchale Strukturen zu erkunden, die machtmissbrauchend sind.“ Auch den Reformweg der deutschen Katholik:innen stellte die Predigt in diesen Zusammenhang und formulierte in der matthäischen Sprache: „Ich wurde missbraucht, aber ihr habt eingegriffen und habt Strukturänderungen in der Kirche vollzogen, die zukünftig dem Machtmissbrauch vorbeugen Ihr habt der Gewaltlosigkeit willen den Zölibat abgeschafft und um der Achtung der Menschenrechte und der Anerkennung der Würde Frauen den Dienst am Altar ermöglicht. Auch strukturelle Reformen kann man als Werk der Barmherzigkeit betrachten.“ Manch ein Kirchengast hätte gerne zustimmend geklatscht.
Mit den Fürbitten, vorgetragen von Frauen und Männern der Gmünder Initiative Maria 2.0 zeigte sich das ganze Ausmaß der Gewalt gegen Frauen: Femizide, seelische Gewalt, Gewalt gegen Frauen in den kriegerischen Auseinandersetzungen. Interessante und wichtige Impulse, die den Weg aus der Gewalt-Spirale aufgreifen, gab es nach der Kommunion. Die Gruppe erinnerte an mutige Frauen in der Kirche, engagierte Frauen, die ihre Berufung leben möchten, an missbrauchte Frauen, die ihren Weg trotz Allem mutig weitergehen und wünschte sich eine Kirche als tolerante Arbeitgeberin.
Die Liedauswahl des Gottesdienstes war ebenso stringent wie die gesprochenen Worte. Hoffnungsvolle Lieder wie „Ich träume eine Kirche“ wurden voller Inbrunst gesungen. Musikalisch begleitet von Lothar Lieb am Klavier, Helga Nolte mit der Klarinette, Moni Nolte mit der Trompete und Jule Stemmler mit der Geige war der Samstagsgottesdienst am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ein sprechendes, tönendes und auf vielen Ebenen berührendes Beispiel für einen sozial engagierten Gottesdienst.
Die Gmünder Gruppe Maria 2.0 hat viele talentierte und aktive Frauen und Männer in ihren Reihen, die innerhalb der Kirche und für ihre Kirche viel Gutes bewirken. Dekan Robert Kloker sprach daher einen sehr wertschätzenden Dank aus und die anwesende Kirchengemeinde sparte nicht mit frohem Applaus für Maria 2.0 in Schwäbisch Gmünd.